Abenteuer M&A-Karriere: Ein Interview mit Jan Grabowski
Jan, die bisherigen Wirkungsstätten in deiner Karriere klingen schon fast nach einem Abenteuerroman: Singapur, China, Korea, USA, St. Gallen, Frankfurt am Main und Hamburg. Seit Kurzem bist du bei Emporion, also wieder zurück auf der Beraterseite. Das klingt spannend – erzähl uns mehr!
Ja, das stimmt. Über die Jahre hinweg habe ich in meiner Tätigkeit im internationalen M&A-Geschäft viele beeindruckende Orte gesehen und bin in Kontakt mit verschiedensten Kulturen und Menschen gekommen. Das ist zweifellos ein großes Privileg, das das internationale M&A-Geschäft mit sich bringt. Ich war schon immer eher der neugierige Typ. Es treibt mich einfach an, immer wieder Neues zu entdecken, nicht nur unter geografischen Aspekten. Insbesondere das Kennenlernen und Verstehen verschiedener Kulturen und Perspektiven im Business finde ich spannend.
Stichwort Business – wie kamst du eigentlich in die M&A-Branche?
Nach meinem BWL-Studium in St. Gallen Ende der 90er Jahre begann ich bei der Deutschen Bank im Bereich Investment Banking. Es war eine aufregende Zeit, gekennzeichnet durch aufblühende Phänomene wie den Neuen Markt und neue Börsensegmente, in denen es schien, als würden die Bäume in den Himmel wachsen. Für uns Berufseinsteiger bot dies hervorragende Chancen, da man schnell in bedeutende Projekte eingebunden wurde. Bei der Deutschen Bank eignete ich mir dann mein Handwerkszeug in den Bereichen Kapitalmarkt und M&A an. Die Zeit war intensiv und lehrreich, allerdings auch verbunden mit Arbeitszeiten, die man nicht unbedingt immer so haben möchte.
Deshalb der Wechsel auf die Industrieseite?
Nicht unbedingt. Tatsächlich ist die Rolle eines Bankers oft mehr die eines Beraters. Nach etwa zehn Jahren war es für mich reizvoll, das Geschäft auch aus der Sicht der Industrie zu erleben. Der klassische M&A-Berater ist häufig nur in bestimmten Phasen des Prozesses involviert. Deshalb entschloss ich mich, eine Stelle als interner M&A-Manager bei einem mittelständischen Spezialchemie-Hersteller anzunehmen – gewissermaßen auf die andere Seite des Schreibtisches zu wechseln. Es war äußerst bereichernd, M&A-Projekte aus der Sicht eines Unternehmens zu erleben, das mit dem erworbenen Unternehmen in die Zukunft gehen will. Dies eröffnete eine ganzheitliche Betrachtungsweise und setzte neue Akzente in meinem Ansatz.
Dieser Job führte dich dann nach Singapur?
Da viele der Geschäftsaktivitäten über das Pazifik-Asien-Hub gesteuert wurden, verlagerte sich mein Dienst- und Wohnsitz nach Singapur. Das war ein sehr spannender Nebeneffekt, da ich Stadt, Land und Leute kennen- und schätzen lernen durfte und auch tief in die asiatische Arbeitswelt eintauchen konnte.
Was waren deine Aufgaben?
Neben dem klassischen Akquisitionsgeschäft verhandelten wir zu dieser Zeit auch Joint Ventures, beispielsweise in China. Das unterschied sich deutlich vom üblichen M&A-Ablauf und brachte eine frische Perspektive. Im Gegensatz zu Singapur, das oft wegen seiner westlichen Ausrichtung als „Asia Light“ bezeichnet wird, bot China zu dieser Zeit ein Gefühl des Pioniergeistes. Es herrschte damals noch eine besondere Aufbruchsstimmung, die das Ganze mit einem Hauch von Abenteuer versah.
Trotzdem kamst du wieder nach Deutschland zurück. Warum?
Während der Finanzkrise 2009 rutschte das Unternehmen in die Insolvenz. Ich hatte zu dieser Zeit ein attraktives Angebot als Inhouse-M&A-Manager bei der für den allgegenwärtigen Tesafilm bekannten Tesa AG in meiner Heimat Hamburg. Hier durfte ich den Auf- und Ausbau des Geschäftsbereiches begleiten und Übernahmen koordinieren und durchführen. Diese Rolle führte mich unter anderem in die USA, nach Korea und in zahlreiche europäische Länder, wo wir eine Reihe von erfolgreichen Transaktionen realisieren konnten.
Nach einer weiteren Station beim süddeutschen Versandhandelsunternehmen Klingel kamst du zu Emporion. Was hat dich dazu bewogen?
Aufgrund der zuletzt angespannten Wirtschaftslage änderten sich die Rahmenbedingungen bei Klingel. Mich interessieren auch weiterhin Übernahmen von strategischen Käufern, da ich die Komplexität und strategische Relevanz von Akquisitionen besonders reizvoll finde[se2] . Nicht zuletzt deshalb kam ich ins Gespräch mit Emporion. Als spezialisierte Beratungs-Boutique, die sich auf die Buy-Side konzentriert und großen Wert auf strategische Tiefe legt finde ich den Beratungsansatz sehr spannend.
„Durch gezielte M&A-Aktivitäten können wir bedeutende Veränderungen im Mittelstand herbeiführen und Unternehmen schneller voranbringen oder stabilisieren, als es mit organischem Wachstum möglich wäre.“
Back to the Roots also?
In gewisser Weise schon. Die Anfangsjahre meiner Karriere als M&A-Berater bei der Deutschen Bank waren hier sicher auch prägend für mich. Die Beratungsmentalität ist jetzt quasi in meiner DNA verankert. Ein weiterer Aspekt ist die Vielseitigkeit, die man als Berater erlebt. Man ist nicht nur in einem einzigen Branchenuniversum tätig und führt im Endeffekt mehr Transaktionen durch. Außerdem stellt die Akquise – von der Akquisitionsstrategie bis hin zur Post-Merger Integration – höhere Anforderungen. Bei Emporion spiegelt der Fokus auf den Mittelstand zudem meine persönlichen Ambitionen wider: Durch gezielte M&A-Aktivitäten können wir bedeutende Veränderungen im Mittelstand herbeiführen und Unternehmen schneller voranbringen oder stabilisieren, als es mit organischem Wachstum möglich wäre. Dabei entspricht Emporion sicher nicht dem Bild eines klassischen M&A-Beratungshauses, doch es passt hervorragend zu dem, was ich mir vorstelle.
Und das wäre?
Jedes M&A-Projekt sollte sich um eine Triade aus Strategie, Transaktion und Integration drehen. Dies sind Antworten auf die Kernfragen: Worauf kommt es an? Welche sind die häufigen Stolpersteine? Was muss stimmen, damit eine Akquisition erfolgreich ist? In meiner Industriezeit konnte ich viel Know-how und wertvolle Expertise in diesem Bereich sammeln. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Beratungsfirmen diese Aspekte im M&A-Prozess oft vernachlässigen, da der Prozess sich zäh und verwässernd gestalten kann. Emporion verfolgt einen grundlegend anderen Ansatz. Man nimmt sich die Zeit, an diesen Themen zu arbeiten.
Du pendelst aktuell zwischen deinem Wohnort Hamburg und der Metropolregion Rhein-Neckar. Ist das nicht eine besondere Herausforderung?
Nachdem wir damals aus Singapur zurückgekehrt waren, wo ich übrigens meine Frau kennengelernt habe, ließen wir uns als junge Familie in Hamburg nieder, wo wir bis heute sehr glücklich sind. Inzwischen sind wir zu fünft, mit drei Kindern und haben ein Haus gebaut. Ich bin es also seit Jahren gewohnt, pendelnd unterwegs zu sein. Die Reisezeiten sind für mich durchaus machbar, besonders mit dem Zug. Ich sehe es auch nicht als große Belastung – im Gegenteil: Wenn der Zug fährt, ist es sehr angenehm. Ich kann entspannen oder arbeiten und dabei sehr produktiv sein.
Wie gefällt dir die Rhein-Neckar-Region?
Ich kenne Süddeutschland, insbesondere natürlich Frankfurt, sehr gut. Die Rhein-Neckar-Region hat viel zu bieten: schöne, interessante Städte, viel Natur und ein schönes Umland. Zudem ist die Region vom Wetter deutlich begünstigt. Ich freue mich schon sehr darauf, auch mal abseits der Arbeit hier ein bisschen Zeit zu verbringen. Denn zumindest eine Sache hat Hamburg im direkten Vergleich nicht zu bieten.
Und die wäre?
Berge! Mountainbiken ist eine Leidenschaft von mir, die ich während meines Studiums in St. Gallen entdeckt habe. Auch während meiner Zeit in Frankfurt zog es mich häufig in den Taunus. Nun, wenn ich aus dem Fenster unseres Büros in Lampertheim blicke und den Odenwald sowie die Bergstraße sehe, freue ich mich schon darauf, bald auch einmal in diesen Gebieten zu biken.
Vielen Dank für das Gespräch, Jan!
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